Intrinsische Motivation direkt zur Motivation von Mitarbeiterinnen nutzen, wäre das nicht toll? Ideal für jedes Unternehmen? Ist das überhaupt möglich? Eine wichtige Frage für alle Führungskräfte, Personaler und Unternehmer /innen, deren tägliches Geschäft Mitarbeiterführung ist. Dieser Artikel versucht 5 Antworten auf diese Frage.
ALLES HÄNGT VON DER HALTUNG DER FÜHRUNGSKRAFT AB
Definition Intrinsische Motivation Intrinsisch bedeutet aus dem Inneren. Intrinsische Motivation ist das Bestreben etwas um seiner selbst zu tun. Die Antwort auf die Frage, ob es möglich ist intrinsische Motivation zur Motivation von MitarbeiterInnen zu nutzen, hängt davon ab, wie Sie als Chefin Motivation verstehen. Verstehen Sie Mitarbeitermotivation als etwas, dass Sie herstellen, wird es für Sie schwierig werden die Intrinsische Motivation Ihrer Mitarbeiter zu nutzen.
Spannend wird die Angelegenheit, wenn Sie Mitarbeitermotivation verstehen als die Motivation, die die Mitarbeiter motiviert, eine Tätigkeit von sich aus auszuführen. In diesem Fall haben Sie als Leader die Chance, Großes zu leisten. In dem Sie für die idealen Bedingungen sorgen, damit die Teammitglieder ihre Intrinsische Motivation entfalten. Um es vorweg zu sagen: Diese Haltung bedarf eines gewissen Mutes, da sie dem Denken, dass in vielen Unternehmen regiert zuwider läuft. In vielen Unternehmen werden Angestellte weiterhin mit dem behavioristischen Ansatz motiviert, bekannt als Zuckerbrot und Peitsche.
Lektion 1: Klären Sie ehrlich, welche Haltung Sie zu dem Thema Motivation und Führung haben. Passt der humanistische Ansatz, der davon ausgeht, dass alles was Menschen machen für diese in diesem Moment einen Sinn ergibt? Nur wenn Sie diese Haltung authentisch leben, werden sie Erfolg haben.
Was, wenn ich an die Existenz der intrinsischen Motivation glaube? Was bedeutet das jetzt für mich als Führungskraft?
NEHMEN SIE DIE BEDÜRFNISSE IHRER MITARBEITER ERNST.
Intrinsische Motivation bedeutet, dass Ihre Mitarbeiterinnen aus eigenem Antrieb Höchstleistung zeigen. Aber wieso funktioniert das? Weil alle Menschen den Wunsch nach Selbstbestimmung, Kompetenz und sozialer Einbindung haben, wie Ryan und Deci (2000) in Ihren Forschungen überzeugend darlegen. Menschen streben nach Erfüllung dieser grundlegenden Bedürfnisse und verrichten von sich aus Tätigkeiten, von denen sie denken, dass dieses Handeln ihrer Bedürfnisbefriedigung dient. Auf diesem Prinzip basiert die intrinsische Motivation. Übrigens wurden Selbstbestimmung, Kompetenz und soziale Einbindung später um das Bedürfnis nach Sicherheit erweitert (vgl. Kasser, 2004). Konkret heißt das: Ihre Angestellten zeigen gerne Leistung. Ihre Mitarbeiterinnen möchten sich entwickeln, in dem sie sich selbst Ziele setzen und versuchen diese zu erreichen. Ihre Teammitglieder sind gerne Teil einer Gemeinschaft, die auf ein Ziel ausgerichtet ist. Voraussetzung ist, dass sie sich sicher fühlen. Dann hat Ihr Team die Möglichkeit seinen Flow-Zustand zu erreichen.
Lektion 2: Sorgen Sie als Unternehmen dafür, dass Ihre Angestellten sich durch ihre Arbeit ihre grundlegenden Bedürfnisse nach Sicherheit, Selbstbestimmung, Kompetenz und sozialer Einbindung erfüllen. Dann sind Mitarbeiter von sich aus motiviert.
NICHT DEMOTIVIEREN.
Viele Führungskräfte und Unternehmen demotivieren ihre Mitarbeiter. Dabei glauben sie das Gegenteil zu machen. Verschiedene Studien weisen den sogenannten Korrumpierungseffekt nach (vgl. Cameron, 2001). Bekommen Menschen, die eine Tätigkeit ausführen, weil sie diese als interessant empfinden, als zusätzliche Motivation eine materielle Belohnung, sinkt die intrinsische Motivation. Der finanzielle Anreiz wird unbewusst als eine Abwertung der eigenen Motivation empfunden und die fremdbestimmte Belohnung steht dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung entgegen. Zahlen Sie Ihren MitarbeiterInnen ein angemessenes Gehalt für ihre Leistung. Jeder Versuch eine angemessene Bezahlung zu drücken oder finanzielle Anreize zu schaffen, um Ihre Angestellten zu mehr Leistung zu motivieren, unterdrückt die intrinsische Motivation.
Lektion 3: Geben Sie Ihrem Team ein konstruktives Feedback. Ein solches Feedbackgespräch wertschätzt die intrinsische Motivation mehr als jeder materielle Anreiz und ist damit wertvoller.
FÖRDERN SIE DIE INTRINSISCHE MOTIVATION
Es gibt eine einfache, aber wirkungsvolle Möglichkeit die intrinsische Motivation Ihres Teams zu steigern. Shah und Kruglanski (2000) zeigen, dass die intrinsische Motivation steigt, wenn das konkrete Handlungsziel eindeutig einem allgemeineren Ziel und beides eindeutig einer bestimmten Tätigkeit zugeordnet ist. Teammembers für die nachvollziehbar ist, wie ihre konkrete Tätigkeit mit dem Projektziel und beides mit dem Unternehmensziel zusammenhängt, haben eine größere intrinsische Motivation. Als Leader steigern Sie die intrinsische Motivation Ihrer Mitarbeiter, wenn sie die einzelnen Ziele genau zu identifizieren und in Kongruenz zu bringen.
Lektion 4: Kommunizieren Sie für Ihre Abteilung transparent, was die übergeordneten Unternehmensziele sind. Was diese mit dem Handlungsziel der Abteilung und mit der konkreten Tätigkeit des Mitarbeiters zu tun haben. Und zwar immer wieder, immer wieder, immer wieder.
ORIENTIEREN SIE SICH AN DER GESUNDHEIT IHRER MITARBEITER
Deci und Ryan (2000) zeigen, dass es Menschen, die ihr Leben nach ihren inneren Bedürfnissen und Wachstum ausrichten besser geht, als Menschen, die äußere Belohnung, Ruhm und Reichtum wollen. Erstere sind sowohl physisch als auch psychisch gesünder.
Wenn Mitarbeiter über einen zu langen Zeitraum keine Entwicklungsmöglichkeiten für sich sehen, sinkt die intrinsische Motivation gegen null. Das ist der Moment, in dem Angestellte nach einem Sekundärgewinn – wie Prämien, Gehaltserhöhung, Dienstwagen oder ähnliches – Ausschau halten, um für sich ihr Bleiben in dem Unternehmen zu rechtfertigen. Doch diese extrinsische Motivation ist von kurzer Dauer. Nach einiger Zeit meldet sich das Entwicklungsbedürfnis wieder. Dann kündigen Mitarbeiter. Viele innerlich, die reflektierten Mitarbeiter tatsächlich. Aus dem einzigen Grund, weil sie ahnen oder wissen, dass zu einem gesunden Leben die Ausrichtung an den inneren Bedürfnissen und Wachstum gehört.
Lektion 5: Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter, sich selbst zu reflektieren und bieten Sie Ihnen Entwicklungsmöglichkeiten. Sie werden gesündere Mitarbeiter haben.
Die Führungskraft als Coach
Alle 5 Antworten führen zu einem Paradigmenwechsel im Bereich der Motivation. Weg von einer behavioristisch geprägten Psychologie hin zu einem von der humanistischen Psychologie geprägten Führungsstil. Interessanterweise unterstreichen die aktuellen neurowissenschaftlichen Erkenntnisse die enorme Bedeutung der Bedürfnisse für unser Handeln.
Intrinisische Motivation zur Mitarbeiterführung nutzen, heißt, dass Sie als Führungskraft, Personaler oder Unternehmerin sich als Ermöglicher verstehen. Sie coachen ihre Mitarbeiterinnen bei der Entfaltung ihres Leistungspotentials in Übereinstimmung mit den Unternehmenszielen.
Literaturhinweise:
Deci, E. L. / Ryan, R. M. (2000): The „what“ and „why“ of goal pursuits. Human needs and the self-determination of behavior, Psychological Inquiry, 11, S. 227-268.
Cameron, J. / Banko, K. M. / Pierce, W. D. (2001): Pervasive negative effects of rewards on intrinsic motivation, The Behavior Analyst, 24, S. 1-44.
Shah, J. Y. / Kruglanski, A. W. (2000): The structure and substance of intrinsic motivation, in: Sansone, C. / Harackiewicz, J. M. (Eds.): Intrinsic and extrinsic motivation, San Diego.